Marek Ruzicka: In 24 Stunden am Kilimanjaro
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Es gibt Menschen, die Herausforderungen lieben und sich immer wieder neuen Abenteuern stellen. Einer davon ist Marek Ruzicka, Quality Engineer in einem Entwicklungsteams am Bosch Engineering Center Vienna (PS-SC/ECV-S). Ende 2024 hat er es geschafft, in nur 24 Stunden den Gipfel des Kilimanjaro zu erreichen – eine Strecke, für die man normalerweise 5 bis 9 Tage benötigt. Doch Marek ist kein gewöhnlicher Bergsteiger, er liebt es, an seine Grenzen zu gehen und sich selbst zu übertreffen. In diesem Interview erzählt er von seiner Leidenschaft für Abenteuer, wie man unerwartete Herausforderungen und Rückschläge überwinden kann und was man aus diesen Erfahrungen für den Job lernen kann.
In 24 Stunden auf den Gipfel des Kilimanjaro – das klingt verrückt. Was reizt dich an einer solchen Herausforderung?
Mir geht es nicht darum, Rekorde zu brechen. Aber ich liebe Herausforderungen. Ich lebe nach dem Motto: „I can accept failure, but not giving up” Und ich mag es gar nicht, Zeit zu verschwenden. Es gibt so viele bessere Dinge in Tansania zu tun, als fünf Tage auf nur einem einzigen Berg zu verbringen. Jetzt im Nachhinein weiß ich auch, dass ich den Aufstieg in nur 12 Stunden auch schaffen hätte können.
Wie das?
Gemeinsam mit meinem Guide (Anmerkung: Man darf den Kilimanjaro nicht ohne Bergführer besteigen) hatte ich im Vorfeld verschiedene Optionen ausgelotet. Es gibt einige Rahmenbedingungen zu beachten. Man darf zum Beispiel viele Passagen nicht in der Nacht betreten oder man muss die Verpflegungs- und Schlafplätze im Vorfeld planen. Und ich wollte natürlich bei Tageslicht am Gipfel sein, um die Aussicht genießen zu können. Wir einigten uns dann auf eine Option und starteten um 6 Uhr in der Früh los. Anfangs war mein Guide skeptisch, ob ich mithalten könne. Doch es stellte sich heraus, dass ich sogar schneller war als er. Hinzu kam dann auch eine Verletzung bei meinem Guide, was zu Um- und Neuplanungen führte. Auch das Wetter war nicht ideal. Es hat die meiste Zeit geregnet. Das alles führte dann dazu, dass wir langsamer als möglich unterwegs waren. Ich bin mir nun sicher, dass ich die rund 36 Kilometer lange Route auf den Gipfel in 12 Stunden schaffen könnte.
Was waren die größten Herausforderungen für dich?
Das war einerseits die Höhe und das damit verbundene Risiko einer Höhenkrankheit. Der Gipfel es Kilimanjaro (Uhuru) liegt auf 5.895 Meter. So hoch war ich noch nie. Einen Pulsoximeter, also ein Gerät zur Messung der Sauerstoffsättigung, hatte ich immer dabei. Mit Atemtechniken und einer ausgewogenen Ernährung habe ich mir zusätzlich beholfen. Nach meinem Aufstieg habe ich viel darüber nachgedacht, ob die körperliche oder die mentale Herausforderung größer war. Und ich denke, es war die mentale. Um den Kilimanjaro zu besteigen, braucht es eine hervorragende körperliche Verfassung. Die habe ich, da ich schon mein ganzes Leben sehr sportlich bin. Ich musste mich auf diesen Trip auch nicht speziell vorbereiten. Aber es ist schon eine große Challenge, trotz der körperlichen Anstrengung, der Höhe, des Wetters und vieler weiterer Faktoren immer weiterzugehen. Das Wetter habe ich tatsächlich etwas unterschätzt. Von tropischen Temperaturen zu klirrender Kälte und starken Winden und das bei fast ständigem Regen – das war schon eine enorme Herausforderung.
Wie hast du dich gefühlt, als du nach rund 24 Stunden den Gipfel erreicht hast?
Das war unglaublich! Zu wissen, dass es keinen höheren Punkt in Afrika gibt und dieser Stolz, dass man den Gipfel erreicht hat – das ist unglaublich schön. Mein Guide und ich, wir waren unter den ersten, die an diesem Morgen den Gipfel erreicht hatten. Zum Glück hatten wir dann auch schönes Wetter. Wir konnten die schöne Aussicht allerdings nur ein paar Minuten genießen. Man soll sich nicht lange in dieser Höhe aufhalten und rasch wieder absteigen.
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Was kann man aus solchen sportlichen Leistungen auch für den Job lernen?
Aus solchen sportlichen Leistungen können Menschen lernen, niemals aufzugeben, sich anzupassen und Probleme zu lösen. Man lernt auch viel über Zeitmanagement, Führung und Teamarbeit. Auch strategische Planung, Risikobewertung, Disziplin, Selbstvertrauen und mentale Stärke sind wesentliche Erfolgsfaktoren. All diese Fähigkeiten sind auch im Berufsleben von unschätzbarem Wert.
Du bist alleine nach Tansania gereist, um den Kilimanjaro zu besteigen. Wieso ist trotzdem Teamfähigkeit so wichtig?
In meinem Freundeskreis gibt es viele Sportler. Bei diesem Trip habe ich mich aber bewusst entschieden, alleine zu gehen. Wenn man Ziele erreichen will, muss man sich immer fragen, ob man diese besser alleine oder im Team erreicht. Dennoch habe ich nicht alleine den Kilimanjaro bestiegen, sondern gemeinsam mit meinem Guide. Es war sehr wichtig, dass wir uns gegenseitig geholfen haben – dass wir uns zum Beispiel gegenseitig mit dem Gepäck geholfen haben oder dass mein Guide dann zwischenzeitlich einen anderen Porter organisiert hat, damit ich mein Ziel erreichen kann. Man ist in solchen Extremsituationen aufeinander angewiesen. Auch in meinem Job bei Bosch ist Teamfähigkeit wesentlich, da ich als Quality Engineer die Teams mit dem unterstütze, was diese gerade brauchen. Wichtig ist zu erkennen, was gerade notwendig ist. Wenn Unterstützung notwendig ist, unterstütze ich. Wenn ein Team geführt werden soll, führe ich es und wenn es zielführend ist, setze ich Dinge alleine um.
Planst du schon deine nächste sportliche Herausforderung?
Tatsächlich denke ich schon darüber nach. Mich würde der Aconcagua in den argentinischen Anden reizen. Es ist der am höchsten zu besteigende Berg der Welt, bei dem es keine Kletterpassagen gibt. Klettern liegt mir nämlich nicht und daher war ich zum Beispiel auch noch nie am Gipfel des Großglockner, obwohl ich einige Jahre am Bosch-Standort in Hallein gearbeitet und somit sehr nahe zum höchsten Gipfel in Österreich gelebt habe.